Grußwort des Schirmherren Dr. Manfred Stolpe

Dr. Manfred StolpeSehr geehrte Damen und Herren,
die Religion ist wie eine Muttersprache. Wir wachsen mit ihr auf und deuten durch sie die Welt. Sie verbindet uns mit Menschen, aber sie unterscheidet uns auch von denen, die in anderen Teilen der Welt leben. Umso wichtiger ist es für uns, fremde Sprachen, Kulturen und auch Religionen kennen zu lernen. Denn nur wer die Ausdrucksformen des anderen versteht, kann mit ihm auch kommunizieren.

Leider ist die Geschichte der Religionen nicht nur getragen von jenem friedlichen Wettbewerb, den uns Gotthold Ephraim Lessing in seinem Drama „Nathan der Weise“ empfiehlt. Gerade jetzt erleben wir wieder Unverständnis, gegenseitige Verketzerung und leider auch eine Blutspur. Wir erleben tagtäglich, wie religiöser Fanatismus politische, ethnische, wirtschaftliche und soziale Konflikte auslösen und verstärken kann.

Aber Religion kann eben auch ihre versöhnende Kraft entfalten. Dazu muss ihr humanes Potenzial neu entdeckt und aktiviert werden. Wenn es den Religionen gelingt, untereinander den Geist von Wahrhaftigkeit und Partnerschaft, von Gewaltlosigkeit und Ehrfurcht vor dem Leben zu entfalten, können sie auch Nicht-Glaubende überzeugen. Die Potsdamer Initiative „Anders als du glaubst …“ kann dazu einen wichtigen Anstoß und Beitrag leisten. Ich wünsche den Initiatoren, dass sie möglichst viele Menschen miteinander ins Gespräch bringen.

Dr. Manfred Stolpe